Nach einigen gescheiterten Ozean-Flugversuchen war die Öffentlichkeit in Deutschland in den späten 20er Jahren der Meinung, ein Nordatlantikflug sei "eine unsinnige und waghalsige Aktion". Offizielle Förderer stellten ihre Unterstützung ein und versuchten das Projekt sogar zu verhindern. Das Reichs-Luftfahrt-Amt Berlin verbot jegliche Flüge über den Nordatlantik.
Im Frühjahr 1928 reisten die BREMEN-Flieger von Hünefeld und Köhl daher "in geheimer Mission" nach Dublin, um nach einem geeigneten Flugfeld Ausschau zu halten. In Baldonnel erhielten sie jegliche Unterstützung und lernten auch den Platzkommandanten Major Fitzmaurice kennen.
In aller Heimlichkeit startete die BREMEN am 26. März 1928 von Berlin nach Baldonnel in Irland. Die Flugzeit betrug etwa 9 Stunden. Nicht zuletzt aus der Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft des Major Fitzmaurice erwuchs der Vorschlag von Hünefeld, ihn als Co-Piloten mitzunehmen. Die Luft Hansa hatte Köhl bereits fristlos entlassen. Dies war ihm vorher auch mit den Worten: "Wenn er fliegt, dann fliegt er!" angekündigt worden.
Der Start begann am 12. April 1928 um 5:23 Uhr irischer Zeit. Um 5:38 Uhr (6:38 MEZ) hob die BREMEN vom Boden in Baldonnel ab. Um 7:05 Uhr verließ das Flugzeug den europäischen Kontinent. Bis zum Mittag schaffte die Maschine rund 1.500 km. Nachmittags gegen 16:00 Uhr kommt starker Wind auf. Regenschauer und Schnee wechseln sich ab. Die lnnenbeleuchtung versagte. Dichte Nebelwände tauchten auf. Die beißende Kälte machte besonders v. Hünefeld schwer zu schaffen. Fitzmaurice schob Köhl einen Zettel hin: "Wir verlieren Öl". Diese dramatische Information entstand allerdings durch einen Schaltfehler an den Pumpen, der korrigiert werden konnte. Stunde um Stunde flog die ächzende und stampfende BREMEN durch die Dunkelheit in den Morgen. Der Askania Kompass zeigte durch die erdmagnetischen Felder vor Labrador falsch an. Die BREMEN flog nach Norden, endlose Schneewüsten zeigten sich den Fliegern, Angst und Entsetzen machten sich bei ihnen breit. In dieser bittersten Not beteten die Drei. Dann nach Stunden riss die Bewölkung auf und Fitz sah mitten im Eis ein Boot. Doch als sie es umrunden, erkannten sie: Es ist ein Leuchtturm, der Leuchtturm von Greenly Island in Amerika.
Nach gut 36 1/2 Stunden, am Mittag des 13. April 1928, 12:00 Uhr Ortszeit, landete die BREMEN auf einer kleinen Eisfläche. Beim Ausrollen sackte die BREMEN mit den Rädern im Eis ein, stellt sich auf und verbog sich den Propeller. Die 3 Atlantikflieger blieben weitgehend unverletzt, nur v. Hünefeld fiel in das eiskalte Wasser des Sees auf der kleinen Insel. Sie wurden nach der Landung herzlich von dem Leuchtturmwärter-Ehepaar Le Templier und ihren 6 Kindern empfangen und versorgt. Der erste Nonstop-Atlantikflug von Europa nach Amerika war gelungen. Die BREMEN, die nun in der Bremenhalle steht, hat es mit nur einem Motor geschafft, den Ozean zu überqueren.
Die Ehrung
Der Empfang der Atlantikflieger in Kanada und in den Vereinigten Staaten von Amerika war überwältigend. Etwa 1 Million Amerikaner jubelten ihnen bei der eigens dafür organisierten Konfetti-Parade in New York zu.
Es folgte der Empfang im amerikanischen Kongress in Washington und schließlich die Verleihung des "Distinguished Flying Cross", der höchsten Auszeichnung für Flieger, durch den Präsidenten der Vereinigten Staaten, Calvin Coolidge. Dieser Orden kann noch heute in der Bremenhalle bewundert werden. Im Anschluss an diese Ehrung tourten die Atlantikfliegern noch fast 3 Monate durch die großen Städte der USA und wurden überall außerordentlich gefeiert.
Am 18. Juni 1928 trafen die Atlantikflieger an Bord des Schnelldampfers „Columbus“ in Bremerhaven ein und wurden von dort mit einem Autokorso nach Bremen gefahren. Eine große Menschenmenge begrüßte dort die Atlantikflieger auf dem Bremer Marktplatz und im Weser-Stadion. Die Kaufmannschaft ehrte jeden Flieger mit einem großen Silberteller. Den Atlantikfliegern wurden in dieser Zeit viele Ehrungen zuteil, aber es gab auch kritische Stimmen um den "Fliegerrummel". Diese kritische Haltung der Öffentlichkeit und die kurz danach einsetzende Weltwirtschaftkrise führten dazu, dass die Flugpioniere und ihr Atlantikflug leider schnell in Vergessenheit gerieten.
Nach der Pionierleistung von 1928 sollte es nur noch 10 Jahre dauern, bis ein regelmäßiger Passagierflugverkehr über den Nordatlantik möglich wurde. Der Atlantikflug hat somit Signalwirkung für den gewerblichen Langstreckenflug gehabt.
Die in Bremen gebaute und konstruierte Focke-Wulf FW 200 "CONDOR" flog am 10./11. August 1938 von Berlin nach New York und zurück (14. August 1938). Die Pläne der Luft Hansa, darauf aufbauend reguläre gewerbliche Transatlantikflüge durchzuführen wurden jedoch durch den Eintritt in den 2. Weltkrieg zunichte gemacht.